Manuel Giron macht „Bilder für die Seele“
Ein Gespräch mit Manuel Giron ist wie der Gang durch eine Ausstellung: seine Sprache ist voller Bilder und Aphorismen, voller Poesie, und in der Wortwahl druckreif. Ein Mann ohne Agenda, dafür viel Zeit, die er sich mit einem grossen Selbstverständnis nimmt. Ein Mensch gewordener Anachronismus in unserem hektischen Alltag, ein „Entschleuniger“. Dabei ist Manuel Giron ein ausserordentlich fleissiger Mensch. Seit seiner ersten Ausstellung 1981 in Guatemala hat er zwischen Europa und Südamerika mehr als zwanzigmal ausgestellt. Parallel dazu hat er diverse wunderbare Erzählungen veröffentlicht, die meisten davon sind zweisprachig, in spanisch und deutsch, erschienen.
Es ist die Neugier und die Geduld, welche ihn zu faszinierenden Entdeckungen völlig neuer Formen im Spiel von Licht und Schatten führen. Daraus ist ein wunderbarer Fotoband entstanden, welcher - wen wundert’s - leider bereits vergriffen ist.
Auch aus seinen Erzählungen strahlt dieselbe Kraft und Ruhe wie aus seinen Bildern, Videos und Fotografien. „Die Kunst ist wie eine Sprache, sie braucht keine Erklärungen“, sagt Manuel Giron dazu. Für seinen besonderen Blick auf unsere Stadt wurde er 2001 mit dem Werkpreis der Stadt St. Gallen ausgezeichnet.
Er bezeichnet das Leben als Reise und zitiert den katalanischen Schriftsteller Carlos Ruiz Zafón: Das Schicksal mache keine Hausbesuche. Man müsse sich schon zu ihm bemühen. Dies bedeute: selber aktiv sein und das Leben gestalten. „Menschen haben keine Wurzeln. Ich will kein Baum sein, will mich bewegen können, wie der Wind.“ Davon erzählt auch sein jüngstes Buch Frischer Wind. Auch in seinem literarischen Schaffen zeigt sich Manuel Giron in starken Farben: Seine Erzählungen sind humorvoll, voller Poesie. Seine Biographie hat aber auch ganz klar seine Wahrnehmung geschärft für ungleiche Machtverhältnisse und Ungerechtigkeiten, wie sie nicht nur in seiner guatemaltekischen Heimat herrschen. Auch dies kommt in seinen Büchern immer wieder deutlich zum Ausdruck. Hier zeigt sich der politisch denkender Mensch Giron, der nicht schweigen will, sondern bewegen.
Von Christina Fehr Dietsche