Schweizer Blick auf die Welt
Stelldichein der hiesigen Fotoszene an der Photo 09 in der Maag Event Hall.
16. Januar 2010, Neue Zürcher Zeitung
Schweizer Fotografen sind Einzelkämpfer. Ob sie sich hierzulande oder im fernen Ausland auf dem Fotomarkt behaupten – als einer schweizerischen Szene zugehörend verstehen sie sich in der Regel nicht. Diese Regel soll sich mit der Photo, der nunmehr seit fünf Jahren ausgerichteten Werkschau für Schweizer Fotografie, etwas ändern. Der Produzent dieser mittlerweile bedeutendsten Plattform ihrer Art, Michel Pernet, will den Schweizer Fotografen jedenfalls zu einem «Wir-Gefühl» verhelfen und ihnen damit etwas den Rücken stärken.
120 der Besten ihrer Zunft zeigen dieser Tage in der Maag Event Hall ihre liebsten Bilder des Jahres 2009. Die Auswahl an Arbeiten könnte vielfältiger nicht sein, weswegen die Ausstellung sich bestens als Ideenpool und Impulsgeber eignet. Wenn auch die dominierenden Themen – Landschaft, urbaner Dschungel, Porträt, Stillleben – kaum neu sind, so fällt doch die Bandbreite technischer Experimentierlust auf. Da sind etwa Bildserien direkt aus dem iPhone neben stark bearbeiteten Werken, die an Malerei grenzen, zu entdecken. Gut 80 Prozent der Aussteller sind Profis, viele davon als Werbefotografen für namhafte Firmen tätig. Entsprechend kosmopolitisch gibt sich auch ein Gesamteindruck: Schweizer Fotografen richten wie jedermann heute ihre Kamera auf die Welt. Sie fotografieren in Chile, Japan und Tibet – und liefern uns die Bilder, die wir selber nur amateurhaft zustande bringen, in professioneller Ausgefeiltheit. Eine Sonderschau namens «Photo-Duell» will denn diesen Unterschied zwischen Profi- und Amateurfotografie etwas beleuchten.
Ein qualitativer Quantensprung mag in der Parallelausstellung mit den 100 internationalen Trägern des Hasselblad Masters Award, der prestigeträchtigsten Auszeichnung in der Fotobranche, feststellbar sein. Die hier auf die Spitze getriebene technische Perfektion führt aber bei vielen Beispielen leider auch zu einer gewissen Sterilität.